»Nein, nicht die Gesunden, die Sicheren, die Stolzen, die Frohen, die Freudigen lieben – die brauchen es nicht! Die nehmen Liebe nur als gebotene Huldigung, als ihnen schuldige Pflicht hin, hochmütig und gleichgültig. Eine bloße Zutat, ein Schmuck im Haar, eine Spange an den Armen ist ihnen Hingabe eines andern, nicht ihres Lebens ganzer Sinn und Seligkeit. Einzig denen, die das Schicksal benachteiligt hat, einzig den Verstörten, den Zurückgesetzten, den Unsicheren, den Unschönen, den Gedemütigten kann man wahrhaft helfen durch Liebe. Wer ihnen sein Leben hingibt, entgilt, was das Leben ihnen genommen. Nur sie wissen zu lieben und geliebt zu werden, wie man lieben soll: dankbar und demütig.«(Stefan Zweig, »Ungeduld des Herzens«, Kap. 31
www.projekt-gutenberg.org/zweig/ungeduld/chap001.html
Hörbuch: www.ardaudiothek.de/sendung/stefan-zweig-ungeduld-des-herzens/urn:ard:show:1ef1edab817c1f19)
(Vorhin fertiggehört. Sehr schön!)
![]() |
| Stefan Zweig, ca 1939 |


