Grabungen & Sedimente (und ein Schmankerl über Tomi Ungerer)

Ausgestattet mit meinem gutenalten Lineal (30cm, Holz, multifunktional) hab ich heut meine Bibliothek durchforstet (resp: -wühlt, umgegraben gar), weil ich ein Buch gesucht hab, das dem neuen Format für »Zotate«, »Verhörer/Verleser/usw/usf« und »Öfter mal das Unbekannte« (alles drei Arbeitstitel) nahekommt (vgl Text »Septemberdrain« von gestern) – ich muß was in der Hand haben, damit ich arbeiten kann (Thomas – Nomen est Omen (deswegen greif ich wahrscheinlich auch gern mal in Wunden. Tschuljung)).

In mittleren Sedimentierungen bin ich dann fündig geworden: »Kult der Erotik – Culte de l’érotisme« von Petra Raguz mit Fotos von Tomi Ungerer (sic!)(dazu unten ein Schmankerl) und das ist ja nicht das Schlechteste (Format 138x216mm, für die, dies genau wissen müssen. Also wirds 135x220, damits noch ein bissl schlanker ist. Das wär dann 0,613, der Goldene Schmitt hat 0,618 (rund), das ist doch schön. (Oder doch 135x 210? Immer diese Entscheidungen!))

Das daneben ist die sehr feine »Stilkunde« von Martin Z. Schröder, 120x190; das Format, das ich eigentlich in Sinn & Auge hatte (und hernach gemerkt, daß das genau die Maße hat). (Nach dem mußte ich allerdings nicht wühlen, das liegt seit Wochen wieder hier neben mir, nachdem ichs verloren geglaubt in einer Schatzkiste wieder entdeckt hab. Seit knapp zehn Jahren ein treuer Begleiter, lehrreich und durchaus kurzweilig zu lesen. Sein Kanal auf facebook übrigens auch sehr zu empfehlen! (mit »!«))

Wär das also geklärt. Jetzt muß ich nochmal den Drucker nerven wegen dem neuen Angebot.

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»Kult der Erotik – Culte de l’érotisme« 
Das (autobiographische) Buch ist komplett zweisprachig, ein Dialog zwischen einem Meister und seiner Sexsklavin. Auf den teils sehr expliziten schwarzweiß Bildern SM-Spiele, Stellungen und allerlei anderes, das die beiden so »angestellt« haben. Lt Umschlag, Impressum usw usf von Petra Raguz. 
Tomi Ungerer? Hä? 

Jaja, doch: der Meister, en personne. Im Buch so genannt und doch nirgends auch nur erwähnt, im Netz hab ich ein dürftig’ Absätzlein dazu gefunden. 

Wenn ich mich recht erinner, war er in der Auflage von Mitte der Neunziger, die ich »damals« hatte*, noch drin, als Co-Autor, Fotograf und klar als »der Meister« identifiziert, um den es in dem Buch auch geht. Vorangestellt das Faksimile seiner handschriftlichen Nachricht: »Ich, Tomi Ungerer, erlaube Petra Raguz, meine Vergangenheit auszugraben.«
Und in dieser Ausgabe hier, von 2000, die ich vor ein paar Jahren nachgekauft hab – nix. Que s'est-il passé?

Ja nu … 

Die erste Edition (Gesamtauflage unbekannt) wurde – auf ausdrücklichen Wunsch des Meisters – komplett eingestampft, nur eine Handvoll hat überlebt, heut sehr gesucht und entsprechend teuer gehandelt.

Wie? Hatte er etwa gestalterische oder gar künstlerische Einwände?

Naja, nicht ganz…
Er wollte die Affaire mit Petra Raguz vor seiner Frau Yvonne, mit der er da schon mindestens fünfundzwanzig Jahre verheiratet war (auch kein Pappenstiel) geheimhalten – Petra hatte das Buch ohne seine Zustimmung rausgebracht.

Alles nicht so einfach bei Künstlers, ne?

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*(und die mir dann, neben 90 Prozent meiner restlichen Bibliothek, sämtlichen Gitarren, Kunst, Klamotten usw usf von dieser vermaledeiteten Möbelspedition, der Blitz soll sie alle beim Scheißen treffen!, gestohlen wurde. Ich darf gar nicht darn denken, was das Buch – ach was! Alle Bücher! – heut wert wären! Vom Herzschmerz mal ganz abgesehen.

Alles nicht so einfach bei Künstlers!

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Petra Raguz
Kult der Erotik – Culte de l’érotisme
80S. 
2000
ISBN 978-3887690984 
Konkursbuch-Verlag (https://www.konkursbuch-shop.com/backlist-foto/#cc-m-product-13862430535 - unten)

Martin Z. Schröder
Stilkunde der kleinen Drucksachen
144 Seiten
2015
ISBN 3866745184
Verlag zuKlampen 
https://zuklampen.de/buecher/ratgeber/hobby/stilkunde-der-kleinen-drucksachen-9783866745186-buch